Stephan und ich kennen uns seit der Schulzeit. Eine jugendliche Freundschaft verband uns. Er wollte Goalie bleiben und Profi werden. Ich wollte Clown bleiben und Profi werden. Die erste gemeinsame Autoreise im roten Döschwo führte uns in die WG zweier holländischer Autostopperinnen. Leider lesbisch. Was musste das mit dem Entwicklungsstand unserer Männlichkeit zu tun haben? Frauen zu «wählen», die sich nicht wirklich für uns Männer interessieren?

Nun, 40 Jahre später, bin ich zurück im Männer Netzwerk Schweiz. Ich freue mich riesig, die frühere Männergruppe, die damals in Winterthur zusammenkam um auseinander zu gehen, wieder aufleben zu sehen im Jetzt – als 2-er-Männergruppe mit Stephan. Gutes Gefühl.

Damals ist die Männergruppe gescheitert, weil die Erwartungen zu divers waren. Und Konkurrenzdenken die Prägung war, die wir meinten sei männlich. Sollte die Gruppe selbstorganisiert funktionieren oder extern hierarchisch geleitet werden? Was sollten inhaltlich unbedingt getan werden und was vermieden? Soll alles jetzt passieren oder irgendwann geschehen? Was sind spezifische Männerthemen?

Vielleicht waren wir zusammen gekommen, weil unsere Freundinnen sendungsbewusst zur Frauengruppe pilgerten. Ein post-moderner, zu Geschlechterkampf bereiter Feminismus war in unseren (politisch linken) Kreisen üblich. Und heute? Ja, es nervt manchmal schon immer noch. Und manchmal ist es zu ignorieren. Da nämlich, wo es neben berechtigtem Kampf um Gleichstellung und fairer Löhne eher um Racheakte gegenüber unseren männlichen Vorfahren geht und um selbstgerechte Kampfansagen – ohne viel Selbstreflexion.

Im Männer Netzwerk Schweiz sind wir im Gesprächsaufbau mit den Medien, die uns etwas einseitig portraitieren wollten – als «Leidende Männer». Nein, Opferhaltung wäre oder würde uns bewusst. Schattenarbeit ist uns wichtig. Wir sind liebende Männer, konkret, intensiv, zielgerichtet und entschieden. Wir können uns aber auch verletzlich und nicht-wissend zeigen! Unser Herz ist offen und wir übernehmen die volle Verantwortung für uns selbst und die kommenden Generationen. Hier meine Männer vom MNS:  Was ist ein offenes Männerherz? (Videoclip der Gründer des Männer Netzwerk Schweiz, 2021) In Vorbereitung «Was bedeutet es für mich die volle Verantwortung für mein Denken, Fühlen und Handeln zu übernehmen?»

Männergruppen sind Caring Communities, stimmt’s?
Caring Communities. Schöne Initiative, die mich als «Mann, der bei sich selbst beginnt» im Herzen erfreut. Und ich frage in die Runde: Inwiefern tragen Männergruppen zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei? Hast du Erfahrung mit einem Männerkreis bei dir um die Ecke? in deinem Quartier?

Stefan Kuster meint JA!
«Männergruppen, Männer-Freundeskreise, aber auch einzelne «Männer-Beziehungen» (bester Freund) sind für mich zu einem durch nichts zu ersetzenden Teil meines Lebens, meiner Entwicklung geworden. Wo früher der «andere Mann» noch eher als Konkurrent angesehen wurde, steht er heute für «Meinesgleichen». Ich selber darf die Männergruppe «MännerZeit Luzern – Zeit für Deine Themen als Mann« in Luzern anbieten und leiten. Es berührt mich immer wieder erleben zu dürfen, wie verbindend es doch ist, die Erfahrung anderer Männer zu hören. Von daher: ganz klar JA! Männergruppen, in welchen das Mann-Sein reflektiert wird, sind für den Zusammenhalt der Gesellschaft sehr wichtig.» 1.12.22

Thomas Feldmann sagt STIMMT!
«Stimmt Wir haben uns vor 36 Jahren im Studium zu einer Männergruppe zusammen gefunden. Noch heute treffen wir uns regelmässig. Alle Höhen und Tiefen meines Lebens habe ich mit diesen besten Freunden durchlebt Diese Gruppe Männer war auch der Beginn meiner Arbeit mit Männern. Aus diesem damaligen Kreis der Männergruppe ist 1990 das Mannebüro Luzern und daraus 1995 agredis – Männer gegen Männergewalt entstanden. Ich bin tief dankbar für diese Männer in meinem Leben. Wirklich eine ‹Caring Community›!! Ich bin auch dankbar für Männer, die heute das Zusammenkommen von Männern initiieren wie Stefan Kuster und andere .» 1.12.22