
Linke Cancel Culture soll rechten Populismus verantworten? Warum die Schuld nicht allein bei der Linken liegt – und weshalb Gemeinschaft nur durch Einbeziehen wächst
Aktueller Anlass
Ich schreibe diesen Text in Vorbereitung auf das Community Building Skills Training mit Edward Groody und dem Schweizer Facilitator-Team, das demnächst in Schloss Glarisegg am Bodensee stattfindet. Heute arbeite ich an Leitsatz 4 von M. Scott Peck: „Schliesse dich und andere mit ein. Ausgrenzung ist der grösste Feind von Gemeinschaft.“
Peck unterscheidet zwei Arten der Ausgrenzung:
1️⃣ andere auszuschliessen, weil sie anders sind oder etwas in uns auslösen.
2️⃣ sich selbst auszuschliessen, weil eine Situation herausfordernd ist oder unsere Komfortzone verlässt.
Gemeinschaft entsteht, wenn wir beides erkennen – und Wege finden, zurückzukehren. Oft geschieht das, indem wir uns in der Kreiszeit mitteilen, zuhören, loslassen und wieder in Beziehung treten.
Genau in dieser Praxis liegt die politische und kulturelle Dimension meines heutigen Nachdenkens:
Der aktuelle NZZ-Artikel über Cancel Culture, Wokeness und Trump erinnert mich daran, wie tief das Thema Ausgrenzung in unsere politischen Diskurse eingesickert ist – und wie sehr es uns als Gesellschaft spaltet.
Warum die These verkürzt ist
Der Kulturkritiker Thomas Chatterton Williams argumentiert, dass linke Intoleranz – moralischer Rigorismus, Cancel Culture, übersteigerte Identitätspolitik – rechte Populisten wie Donald Trump mit hervorgebracht habe.
Diese Deutung klingt plausibel, bleibt aber oberflächlich: Nicht die Linke hat die Rechte erschaffen, sondern beide sind Ausdruck derselben Quelle – einer Einseitigkeit ohne Machtbewusstsein. Oder, mit Scott Peck gesprochen: „Wir verlieren Gemeinschaft, wenn wir ausgrenzen – sei es andere oder uns selbst.“
Blick durch die Linse von Barbara Küchler
Die Bewusstseinsforscherin Barbara Küchler beschreibt in Stufenentwicklung, dass Menschen und Organisationen durch vertikale Entwicklung reifen – nicht durch mehr Wissen, sondern durch tiefere Wahrnehmung.
„Mit jedem Stufenentwicklungsschritt wächst unsere Wahrnehmungsfähigkeit; wir können komplexer denken und situationsgerechter handeln.“— Barbara Küchler
Küchler hilft zu verstehen: moralische Empörung ist oft ehrlich gemeint, bleibt aber horizontal – sie kämpft gegen statt durch. Eine reifere Haltung erkennt Macht- und Beziehungsdynamiken und bricht so den Kreislauf der Ausgrenzung.
Blick durch die Linse von Flavia Kleiner
„Politics must speak to both hearts and minds.“ — Flavia Kleiner
Flavia Kleiner, Obama Foundation Leader Europe 2020, steht für eine demokratische Kultur der Verbindung.
Sie erinnert daran, dass Demokratie kein Kampfplatz der moralischen Sieger ist, sondern ein Übungsfeld für Beziehung trotz Differenz. Wenn progressive Bewegungen Andersdenkende moralisch ausschliessen, verlieren sie Resonanz – und öffnen Räume für Populismus.
Scott Pecks Leitsatz Nr. 4 als politische Praxis
Scott Pecks Satz „Schliesse dich und andere mit ein“ ist nicht nur spirituelle Ethik, sondern eine politische Handlungsanleitung. Er fordert, uns selbst zu reflektieren, wo wir trennen statt verbinden.
In einer Zeit, in der das Wort „Inklusion“ zum Schlagwort verkommt, erinnert uns dieser Satz an seine tiefste Bedeutung:
Gemeinschaft entsteht, wenn niemand ausgeschlossen bleibt – auch wir selbst nicht.
Fazit
Überall dort, wo Differenz nicht gehalten wird, wächst Ausgrenzung – und damit die Versuchung des Autoritären. Ob in Politik, Gesellschaft oder im Kreis einer Gruppe – Gemeinschaft beginnt, wenn wir Machtbewusstsein, Empathie und Selbstreflexion kultivieren. Wer Einseitigkeit überwindet, öffnet die Tür zur echten Gemeinschaft.
Quellen & Einladung
Scott Peck: Community Building Skills Training – Leitsatz 4. → Anmeldung zum nächsten Workshop
Thomas Chatterton Williams: Cancel Culture und Trump – Gespräch mit dem Kulturkritiker, NZZ 2025
Barbara Küchler: Stufenentwicklung – Wege zu einem neuen Bewusstseins- und Beziehungsverständnis (2023)
Flavia Kleiner: Mitbegründerin von Operation Libero, Obama Foundation Leaders Europe 2020
Edward Groody & CBI Europe: Facilitator-Training nach M. Scott Peck, Schloss Glarisegg, 6.-9.11.25
AnmeldungCBST
Anmedlung CBW
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BUCHTIPP
Der wunderbare Weg - M. Scott Peck
"Der wunderbare Weg" präsentiert einen ganzheitlichen Lebensansatz, der psychologische, spirituelle und praktische Weisheit vereint. Seine Kernbotschaft - dass Lebensschwierigkeiten durch Disziplin und Liebe transformiert werden können - bietet einen praktischen Rahmen für persönliches Wachstum und sinnerfülltes Leben. Die Betonung von Eigenverantwortung, Wahrheitssuche und bewusster Liebe liefert Werkzeuge zur Bewältigung moderner Herausforderungen bei gleichzeitiger Verfolgung echter spiritueller und psychologischer Entwicklung.
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A) Für das Gelingen des Workshops ist es erforderlich, dass TeilnehmerInnen von Beginn bis Ende anwesend sind. Sollte Dir dies nicht möglich sein, wende Dich bitte vor der Anmeldung an die Veranstalter.
B) Der Workshop dient der Persönlichkeitsbildung und bietet intensive Lernerfahrungen. Das kann unter Umständen emotional herausfordernd sein. Solltest Du in psychotherapeutischer Behandlung sein, bitten wir Dich, mit uns Kontakt aufzunehmen.