Ruft die königlichen Narren, Menschen, Clowns!
Heimat im Widerspruch, Kraft im Chaos, Frieden im Moment.

Zuhause im Widerspruch – Friedensarbeit als Seelenpfad
Blogbeitrag von Christof am Karsamstag 2025

Was, wenn genau dieser Moment der Grund ist, weshalb du hier bist – mit deinem Herzen, deinem Scheitern, deiner Sehnsucht? Was, wenn Friedensarbeit nicht mit Harmonie beginnt, sondern mit dem Mut, Konflikte auszuhalten – und das Chaos zu umarmen? In einer Zeit, in der die Welt nach schnellen Lösungen und klaren Fronten verlangt, liegt vielleicht genau darin unsere tiefere Aufgabe: Räume zu schaffen, in denen Spannungen nicht ausgelöscht, sondern gehalten werden können. Und vielleicht sogar heilen.

Jesu radikale Konfliktfähigkeit

Die Antwort beginnt für mich bei Jesus und seiner oft missverstandenen Friedenslehre. Jesus predigte keinen Frieden der moralischen Unterwerfung oder des Ausweichens vor dem Bösen. Sein Friedensweg war einer der aktiven Konfliktfähigkeit – einer Haltung, die Auseinandersetzungen nicht scheut, aber transformativ mit ihnen umgeht.

Wenn Jesus in der Bergpredigt lehrt, die andere Wange hinzuhalten, ruft er nicht zu passiver Erduldung auf. Im kulturellen Kontext seiner Zeit war dies eine würdevolle Geste, die den Kreislauf der Gewalt durchbricht und dem Gegenüber seine Menschlichkeit vor Augen führt.

Seine Tempelreinigung zeigt, dass sein Friedensverständnis keineswegs Passivität bedeutet – er konfrontierte ungerechte Strukturen direkt, aber stets mit dem Ziel der Wiederherstellung von Beziehungen und Gerechtigkeit.

Dieser „Friede, den die Welt nicht geben kann“ ist kein Konfliktmangel, sondern die Fähigkeit, Auseinandersetzungen konstruktiv zu führen und durch sie zu wachsen. Es ist ein Friede, der durch das Feuer der Verwandlung geht, nicht um ihm auszuweichen.

Community Building: Chaos und Leere als Friedensweg

Diese Einsicht findet eine praktische Entsprechung im Community-Building-Prozess nach Scott Peck. Besonders zwei Phasen dieses Prozesses erscheinen mir als Schlüssel echter Friedensarbeit: die Phase des Chaos und die der Leere.

Das Chaos – vergleichbar mit dem Karneval – ist jener turbulente Zustand, in dem unterschiedliche Perspektiven, Bedürfnisse und Emotionen aufeinanderprallen. Hier wird echte Konfliktfähigkeit erlernt. Menschen erfahren, dass Unterschiede nicht bedrohlich sein müssen, sondern Quellen der Bereicherung sein können, wenn wir den Mut haben, sie auszuhalten und durch sie hindurchzugehen.

Die Leere – analog zum Karsamstag – erfordert das Loslassen von Kontrollbedürfnissen und vorgefassten Meinungen. In dieser scheinbaren Abwesenheit entsteht Raum für echte Transformation. Wie der Karsamstag zwischen Tod und Auferstehung steht, so ist die Leere ein notwendiger Durchgang zu authentischer Gemeinschaft.

International zeigt sich die Wirksamkeit dieses Prozesses: Gemeinschaften, die den Mut haben, Chaos und Leere zu durchschreiten, entwickeln eine besondere Resilienz gegenüber Konflikten. Sie erfahren einen authentischen Zusammenhalt, der nicht auf Gleichmacherei basiert, sondern auf der Wertschätzung von Vielfalt.

 

Der Clown als Friedensstifter

In dieser Landschaft der Friedensarbeit erscheint mir die Clownreise nach Bernbeuren als besonders bedeutsam. Der Clown verkörpert jene paradoxe Haltung, die für wahre Konfliktfähigkeit unerlässlich ist: Er steht im Widerspruch, ohne zu zerstören. Er scheitert ohne zu verzweifeln. Er macht die Leere erträglich und fruchtbar.

Mein Ansatz des „Zuhause im Widerspruch“ spricht genau diese Qualität an. Der Clown wird zum Vermittler zwischen scheinbar Unvereinbarem. Er lehrt uns, in der Spannung zu bleiben, statt vorschnell nach Auflösung zu streben.

Die Clownerie schafft einen Raum, in dem Verletzlichkeit und Authentizität möglich werden – Grundvoraussetzungen für echte Begegnung und Frieden.

Die Clownreise vernetzt Menschen über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg. Sie überwindet Barrieren durch die universelle Sprache des Spiels und der Verletzlichkeit. In Workshops werden direkte Erfahrungen mit dem „Aushalten von Widersprüchen“ möglich – einer Kernkompetenz echter Gemeinschaftsbildung.

Der jetzige Moment als Seelenruf

Was bedeutet all dies für die Frage nach dem Seelenruf im jetzigen Moment?

Vielleicht ist es genau dies: Dass ich bewegt bin, jene Räume zu schaffen und zu halten, in denen Menschen den Mut finden, durch Chaos und Leere zu gehen, um wahre Gemeinschaft zu erfahren. Dass ich eingeladen bin, wie der Clown im Widerspruch zu stehen, ohne zu verzweifeln oder zu zerstören – mit Spielfreude, Verletzlichkeit und der Bereitschaft zu scheitern.

Wenn Jesus uns Konfliktfähigkeit statt moralischer Unterwerfung lehrte, wenn der Community-Building-Prozess gerade in seinen herausforderndsten Phasen fruchtbar wird, und wenn der Clown uns zeigt, wie wir zuhause im Widerspruch sein können – dann ist vielleicht genau dort mein Platz: An den Rändern, in den Spannungsfeldern, im kreativen Umgang mit dem Paradoxen.

In einer Welt, die nach einfachen Antworten ruft, könnte es sein, dass meine Seele sich inkarniert hat, um Räume des Verweilens in der Spannung zu halten. Um zu zeigen, dass echter Friede nicht durch Vermeidung von Konflikten entsteht, sondern durch die Fähigkeit, sie als Teil eines transformativen Gemeinschaftsprozesses zu integrieren.

Und du?

Was wäre, wenn genau dein innerer Widerspruch der Ort ist, an dem Frieden beginnen kann?
Und wer wärst du, wenn du dem königlichen Narren in dir die Bühne überlässt?
Was macht mit dir meine Einladung, (unbewaffnete!) Konflikte zu umarmen?

 

Einladung
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👉 christofsuppiger.org/termine 

LEBE JETZT GEMEINSCHAFT UND FÖRDERE ZUSAMMENHALT
Lass uns reden. Lass uns zuhören. Lass uns leben – in Verbindung, in Respekt, in Sicherheit.
Mach mit bei Community Building International nach Scott Peck – und sei Teil einer Bewegung,
die unsere Welt menschlicher macht. Für alle, die lernen wollen, wie echtes Miteinander gelingen kann.
Gemeinsam gegen Einsamkeit. Für Mitgefühl. Für (unbewaffneten!) Konflikt und Frieden. In dir. Mit uns. Für alle.
Gemeinschaftsbildung Schweiz

Über Christof (Lungo), der sich diese Reise ausgedacht hat.
Clown. Lehrer. Soldat. Geliebter. Getrennter. Absolvent. Tänzer, Jongleur. Sohn. Vater. Suchender. Lernender. Ermüdeter. Erwachter.

Ein Leben in vielen Rollen – verkürzt Lehrer und Clown.
Ein Leben auf der Suche nach Resonanz – jenseits von Masken.
Ein Leben, das sich öffnete – für Vielfalt, für Konflikt, für Gemeinschaft.
Liebe suchte Türen, fand Spiegel.

Lernreisen in Kreisen - mit supi lernen co-lab. Workshops mit Suppi Lern- und Kreiskultur.
Freude am Wandel. Lust am Spiel. Frieden & Konflikt beginnt hier – in mir, mit dir.

Zürich und Bratislava, 15. April 2025

christofsuppiger.org

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